Der „Grundsatz der Menschlichkeit“ dürfe als „Angelpunkt“ unseres Handelns nie verloren gehen, das waren die Worte der letzten Rede von Papst Franziskus, die dieser am Ostersonntag vor einer Woche verlesen lies – es war seine letzte Ansprache, bevor er am nächsten Tag in den Morgenstunden starb.

Die Menschlichkeit – sie war ein zentrales Element seiner Haltung. Damit gab Franziskus durch sein eigenes Leben dem ein Gesicht, den er verkündigte: Christus. Menschlich sein, nicht menschelnd – also großzügig, sensibel, empathisch, zugewandt, liebevoll, nicht: engherzig, kalt, unsensibel, psychopathisch, abgewandt und lieblos, dieses Ziel brachte er in vielen spontanen Reaktionen zum Ausdruck.

Der Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, den wir heute feiern, ist ein ganz spezieller Feiertag der Menschlichkeit: Es wird gefeiert, dass Schwester Faustyna vor 94 Jahren in einer mystischen Erfahrung den Auftrag erhielt, ein Bild malen zu lassen, unterschrieben mit dem Schriftzug: „Jesus, ich vertraue auf Dich.“

Dieses Bild, das tatsächlich mehrmals gemalt wurde, zeigt den auferstandenen Christus. In einer geradezu seltsamen Eigenschaft scheint eine dieser Bildversionen die Seele des Betrachters zu spiegeln, mit dem Betrachter in Interaktion zu treten. Obwohl Schwester Faustyna selbst mit dem Ergebnis der Malversuche zu ihren Lebzeiten nicht zufrieden war – zu weit war die irdische Umsetzung von der himmlischen Erscheinung entfernt, die sie in mystischer Weise erlebt hatte – bleiben es für viele Menschen Bilder, die Zeugnis von der Gegenwart Gottes geben, auf die wir vertrauen dürfen. Der Schriftzug unter ihnen macht deutlich: Das Vertrauen auf die liebevolle Hilfe des göttlichen Wesens ist geradezu der Auftrag der Bilder an alle, die sie betrachten, Zuspruch und Zusage zugleich.

Nach dem Tod von Papst Franziskus kursieren nun zahlreiche KI-generierte Videos im Netz, die ihn gemeinsam mit dem auferstandenen Jesus zeigen, glücklich angekommen in der himmlischen Sphäre, lachend, strahlend: Seine Haltung der Menschlichkeit, die so viele beeindruckt hat, wirkt in seinem Gedenken nach und inspiriert: Sie ließ die Kirche aufatmen.

Tun wir es Franziskus gleich: Spiegeln wir die freigiebige Zuwendung Gottes dort, wo wir jetzt gerade sind – hier und heute in unserem ganz konkreten Umfeld und besonders da, wo es uns so richtig schwer fällt – und geben wir damit dem Aufatmen ein Gesicht, in dem Vertrauen, dass wir nichts von dem, was uns begegnet, ganz alleine schaffen müssen. Es ist ein Versprechen: Wir dürfen auf Jesus vertrauen, so wie Franziskus es uns vorgelebt hat.

Christiane Kuropka