Heute wurde im Gottesdienst das Evangelium vom Sämann gelesen (Lk 8,4-15). Der Sämann, der die Saat ausbringt: Seine Körner fallen auf Felsen, werden von den Vögeln gefressen, Dornen überwuchern sie, es fehlt Feuchtigkeit und die Saat vertrocknet. Nur ein Teil fällt auf guten Boden, geht auf und trägt viele Früchte. Es ist ein Gleichnis, das hier erzählt wird, von Gottes Wirken in der Welt und unter den Menschen. 

Früher habe ich mich bei diesem Gleichnis immer gefragt, welches der Bilder am besten zu mir passt. Bin ich vielleicht ein Felsen? Guter Boden? Lebe ich meinen Glauben trocken oder lebendig? Heute weiß ich: Ein Mensch kann viele Bilder in sich tragen und Entwicklung ist nie abgeschlossen. Menschen sind wandelbar. Es gibt Samen in mir, die auf trockenen oder harten Boden gefallen sind, es gibt Samenkörner, die gefressen worden sind und solche, die von Dornen überwuchert wurden. Und zugleich gibt es immer auch ein Korn, einen Kern, der bei allem unzerstörbar bleibt und der wachsen kann. 

Dieser Kern ist da, und, auch wenn ich nicht der Maßstab aller Dinge bin: Ich bin mir sicher, diesen Kern gibt es in allen Menschen. Ob zugeschüttet, ob spät erkannt, zufällig wiedergefunden oder ob doch erst die Dornen weggeschnitten und etwas Wasser geholt werden muss – vor Gott ist Leben nie zu spät. Und vor allem: Welcher Sämann sorgt nicht für seine Saat? Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott unser Leben fügen und gelingen lassen wird, trotz aller Widrigkeiten, Um- und Irrwege: Er wird es tun (1 Thess 5,24). 

Christiane Kuropka

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