„Mensch, wo bist Du?“ war das Thema des diesjährigen Cityadvents in Münster. 152.000 Menschen besuchten die meditative Kunstinstallation und ließen sich durch die Skulpturen des südtiroler Künstlers Aron Demetz innerlich berühren.
Die gegenteilige Frage – Gott, wo bist Du? – ist eine, die schon die Psalmisten stellen – das Gefühl, dass Gott unser Elend und Leid nicht sieht, nicht erreichbar ist in den Krisen des Lebens, das Leid, das uns zustößt, nicht verhindert, begleitet uns.
Die Botschaft von Weihnachten spricht genau in diese Frage hinein eine Antwort: Gott selbst kommt in Jesus zur Welt, klein, verletzbar, auf Hilfe angewiesen, als Baby in den Armen seiner Eltern. Gottes Antwort auf die Frage des Menschen, wo er denn sei, wird beantwortet durch seine menschliche Existenz, mit der er beginnt, augenscheinlich unser Schicksal zu teilen: In der Ausgestoßenheit des Nicht-Erwünscht-Seins in der Herbergssuche in Bethlehem, in der Armut der Stallgeburt, im Verfolgt-Werden durch Herodes als Kleinkind – ausgesetzt einem Mächtigen, der schwachen Kindern nach dem Leben trachtet.
Die Antwort auf die Frage, Gott, wo bist Du eigentlich in meinem Leiden, wird durch die Überlieferung der Lebensgeschichten Jesu gesprochen: „Ich leide mit Dir – ich bin dort, wo Du leidest und lasse Dich darin nicht allein. Meine Solidarität gehört all jenen, denen es nicht gut geht. Ich suche Dich!“
Die Menschwerdung Gottes ist deshalb so eine einmalige Antwort in der Religionsgeschichte, weil sie der Erwartung eines protzenden, triumphierenden, zaubernden Gottes widerspricht, und stattdessen mit einer stillen, unerwarteten, solidarischen Gegenwart daherkommt, die als ein Versprechen für eine zukünftige Gerechtigkeit gelten kann, die wir im Hier und Jetzt so oft schmerzlich vermissen. Uns in diesem Schmerz nicht wortlos stehen zu lassen, darum können wir Gott schon heute bitten: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet“ (Mt 7,7-11) – so verspricht es Jesus in seiner Frohen Botschaft allen, die sich an Gott wenden.
Christiane Kuropka