Flugakrobaten steigen blitzschnell in den Himmel auf und vollführen dort die unglaublichsten Kunststücke: Sie drehen und wenden ihre Maschinen, als würden sie die Natur außer Kraft setzen wollen. Eine der wichtigsten Regeln für die Fliegenden scheint dabei simpel: Genug trinken, genug essen, genug schlafen – und die Sorgen am Boden lassen! Schon der geringste Stress kann in den Lüften einen Fehler bedeuten, eine Kunstfigur zerstören oder im schlimmsten Falle das Leben kosten. Neben körperlichen Voraussetzungen, Erfahrung und technischem Wissen ist deshalb die wichtigste Aufgabe eines Flugzeugführers die Sorge um sich selbst.

Hier am Boden, in unserem Alltag, kostet ein geringer Fehler in aller Regel nicht sofort das Leben. Während Piloten im Extremsport fürchten müssen, im Falle einer Dehydrierung in Ohnmacht zu fallen und abzustürzen, dürfen wir uns einiges an Nachlässigkeiten erlauben, ohne gleich das Schlimmste befürchten zu müssen. Das ist beruhigend und gefährlich zugleich: Denn es gibt sie, die psychische Ohnmacht – das Zu-Spät-Merken, das sich Verdrehen- und Verführen-Lassen zu etwas, was wir selbst nie so richtig wollten und das späte Erwachen, wenn wir spüren, dass sich das Leben schon viel zu lange nicht mehr richtig anfühlt. In einer Weisheitsschrift der Bibel heißt es: „Bei all deinem Tun achte auf dich selbst; / denn wer dies tut, beachtet das Gebot,“ (Sir 32, 23) –  und in einer neueren Übersetzung wird präzisiert: „Vertrau Dir selber“. Vertrau Dir selber – achte auf Dich selbst – das bedeutet, dass wir uns selbst ernst nehmen dürfen. Unseren Hunger genauso wie unseren Durst oder unser Bedürfnis nach Schlaf. Jedes Bedürfnis, das sich in uns meldet, hat eine Nachricht für uns und verdient Beachtung, Einordnung und Antwort. Diese Antwort kann viel komplizierter sein als ein simples: Iss, trink und schlaf! Suchen wir sie jedoch nicht, riskieren wir, unser Leben zu verpassen – und die Erfüllung, die Gott uns darin schenken will.

Christiane Kuropka

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