Es ertönen Harfenklänge, alles ist von weißen Wolken umgeben und es herrscht vor allem eines: gähnende Langeweile. Dies ist eine Vorstellung vom Jenseits, wie sie mancherorts in Werbungen und Filmen transportiert wird: Action, die gibt es nur in der Hölle. Wer das Christentum so liest, verkennt, dass es den Menschen absolut ernst nimmt, dass Christ-Sein eben nicht im verklärten Vor-Sich-Hinblicken besteht, dass es nicht ein naives Gutmenschentum ist, dass es – kurz gesprochen – nicht aus Dummheit besteht.
Der Karfreitag, den wir heute andächtig begehen, zeigt uns Christus am Kreuz: Jesus, ganz Gott und ganz Mensch, wird verraten, gequält, gefoltert und hingerichtet. Jesus zeigt sich so in seiner eigenen Geschichte solidarisch mit dem, was uns Menschen ganz unterschiedlich widerfährt: Leid, in all seinen Facetten – und schließlich, unser aller Schicksal, im Sterben und im Tod. Gott nimmt Anteil an unserer Realität. Es geht also nicht um Harfenklänge, es geht um die Härte des Lebens.
In Christus zeigt uns Gott, dass er mit unserem Mensch-Sein absolut solidarisch ist. Er zeigt aber auch, dass das Leid nicht das Ziel Gottes für den Menschen ist: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“, sagt Jesus zu dem Verbrecher, der mit ihm hingerichtet wird und um sein Gedenken bittet (LK 23, 43).
Wenn Gott unser Mensch-Sein so ernst nimmt, dass er zu uns kommt, sich aller vernichtenden menschlichen Gewalt unterwirft um uns zu zeigen, dass es „hinter dem Horizont“ weitergeht – dann können wir uns sicher sein, dass auch im Paradies unser Mensch-Sein ernst genommen werden wird – auch unser Bedürfnis, nicht in aller Ewigkeit Harfenklängen ausgesetzt zu sein – es sei denn, man mag es.
Christiane Kuropka