Als Paulus immer länger predigte, schlief ein junger Mann ein, fiel aus dem Fenster und starb. Erschrocken über das Geschehen eilte Paulus hinunter und erweckte ihn wieder zum Leben. (Apg 20,7-12). Die Gotteshäuser haben sich geändert – Fensterstürze können so verhindert werden, jedoch – die Langeweile und die Möglichkeit, einzuschlafen – sie sind auch noch 2000 Jahre später konstant bewahrt geblieben.

Wann haben Sie sich in einer Kirche das letzte Mal gelangweilt – und warum ist die Frage nach Kirche und Langeweile so präsent? Um es auf den Punkt zu bringen: Unsere Gottesdienste, ob sonntags oder wochentags, sie sprühen nicht vor Innovation. Das Programm, um es drastisch auszudrücken, ist hinlänglich bekannt. Ich möchte an dieser Stelle nichts beschönigen – die Hinwendung zu den Teilnehmenden, sie wird an vielen Orten der Gesellschaft mehr gepflegt als im liturgischen Bereich.

Warum also hingehen? Tut es Ihnen gut, dort zu sein? – das könnte die erste Frage sein. Denn wir beten in unseren Gottesdiensten keinen Gott an, der narzisstisch nach Lob und Anerkennung lechzt und ohne unser Tun die Sonne nicht mehr aufgehen lassen würde, wie die Azteken es befürchteten. In einem Vorgebet der katholischen Wochentagsliturgie heißt es im Gegensatz dazu: „Du bedarfst nicht unseres Lobes […] Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil.“ 

Segen und Heil – darum geht es. Wir sind es, denen die Suche nach dem Göttlichen, nach echtem Sinn im Leben, nach Ruhe und Vertrauen auf etwas, was unsere sichtbare Welt übersteigt, gut tun kann. Gottesdienst, das ist Beziehungsgestaltung, auf Gott hin, zu uns selbst, aber auch untereinander. Beziehungen – sind sie spannend, sind sie langweilig? Mir kommt dieses Adjektiv unpassend vor – denn Lebensfragen, Beziehungsfragen, sie stehen außerhalb solcher Kategorien. Vielmehr bleibt jedoch die Frage: Wenn wir uns wünschen, dass die Suche nach Gott, nach gelingendem Leben, so gestaltet wird, dass sie von vielen und jedem als sinnbringend, als hilfreich und gut empfunden werden kann – was tun wir dafür, um etwas zu verändern, oder anders ausgedrückt: Was wäre, wenn der junge Mann aufstehen würde, bevor er einschläft und aus dem Fenster fällt?

Christiane Kuropka

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