„Kehr um!“, heißt es heute in den Gottesdiensten. Umkehren, wer tut das schon gerne? Gerade Männern sagt man nach, dass sie nur ungern nach dem Weg fragen – und während die Partnerin schon die Augen verdreht, wird immer noch auf der eingeschlagenen Richtung beharrt. „Nun frag doch endlich jemanden nach dem Weg!“ – eisiges Schweigen ist die Antwort. Gefragt wird erst, wenn es gar nicht mehr anders geht!

Dieses Problem, um fair zu sein, ist selbstverständlich im Kern kein nur männliches. Auch Frauen agieren in ähnlicher Weise: Wenn beispielsweise einhundert Ausflüchte gefunden werden, um ein Problem nicht lösen zu müssen. Heute regnet es, gestern war es zu kalt, morgen wird es zu warm sein – zusammengefasst: Es ist einfach menschlich, Dingen nicht in die Augen sehen zu wollen, Probleme nicht benennen zu wollen und schon gar nicht: Sich zu fragen, ob es so, wie es ist, eigentlich in Ordnung ist – denn ist das Problem einmal benannt – „ich finde den Weg nicht“ – oder „es geht nicht ums Wetter“ – dann beginnt die Frage nach der Verantwortung, nach Fehlverhalten und Unvermögen, und, in der letzten Konsequenz: Nach Veränderung.

Ein Problem, es kann bequem sein. Es ist vielleicht nicht schön, aber man ist es gewohnt und Gewohnheit bietet Sicherheit. Es fühlt sich nicht gut an, aber man hat seine eigenen Regeln gefunden, einen Umgang, der nicht länger herausfordert, der nicht stört. Im Dauerzustand ist man Ungutes gewohnt wie ein Mensch, der im Nieselregen lebt und die Sonne nie gesehen hat. Latent, immerwährend, hat man sich arrangiert: Mit der eigenen Machtlosigkeit. Dem erfahrenen Unglück. Dem dauerhaften Leid. Oder auch: Den eigenen Ausreden. Den eigenen Ausflüchten. Der eigenen Selbstgerechtigkeit.

Am heutigen Tag macht Gott uns einen Strich durch die Rechnung: Der Aschermittwoch läutet die Fastenzeit ein und zeigt uns, dass das Leben, unser Leben, wertvoll ist. Dass es zu wichtig ist, um im Falschen zu verharren, im Leid stehen zu bleiben oder notwendigen Veränderungen nicht einmal eine Perspektive zu gönnen. „Kehr um!“ Das bedeutet, sich auf einen Weg zu machen. Es bedeutet nicht unbedingt – nicht zwingend – den einen, großen Sprung zu wagen – aber es bedeutet, sich einzugestehen, wie man handelt, wer man ist und wo man steht – und vor Gott zu prüfen, ob es in die richtige Richtung geht. Es geht darum, Veränderung und Neuem im Horizont Gottes eine Chance zu geben – damit Leben gelingen kann.

Christiane Kuropka

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