An Allerheiligen wagt die Kirche den Rundumschlag: Nicht nur der bekannten Heiligen soll gedacht werden, sondern auch der unbekannten. Ich kannte einen solchen Heiligen. Er war in unserer Gemeinde. Von Geburt an durch widrige Umstände leicht behindert, galt er gemeinhin als schlicht, manch einer nahm ihn nicht ernst. Aber er war mit sich im Reinen. Er kümmerte sich um sein Leben. Er suchte keinen Streit. Er machte kein Aufheben um sich selbst, und war doch für sein eigenes Leben da. Er kümmerte sich gewissenhaft um seinen Alltag, goss seine Orchideen und achtete darauf, dass die Einfahrt gefegt war. Und er diente Gott wo und wie er nur konnte. Er war der fleißigste Messdiener weit und breit. Zuverlässig erschien er zu jeder Messe und tat seinen Dienst, keinen Tag fehlte er. Für mich ist er so zu einem Vorbild für eine gute Lebensführung geworden, dafür, das Leben in aller Einfachheit in Ordnung zu halten.
Heilig zu sein, bedeutet, ein Gott ehrwürdig dienender Mensch gewesen zu sein. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Jeder Mensch, der dem Willen Gottes, dem Guten, dem Heilmachenden und Heilschaffenden gedient hat, hat darin einen heiligen Dienst getan – ob in einem gläubigen Bewusstsein oder nicht. Manche Menschen dienen dem Heiligsten in herausragender Weise und werden deshalb heilig gesprochen, andere arbeiten im Verborgenen. Und so bin ich mir sicher, falls ich ihn eines Tages im Himmel suchen darf, werde ich ihn dort finden, den fleißigsten Messdiener von allen, bei seinem Dienst vor Gottes Thron.